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Portrait einer Frau

Geld geht alle an

Anna Peters

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Fiscal Feminist Hub

Anna Peters ist sich sicher: Finanzpolitik muss europaweit gerechter und femininischer werden. Die Ökonomin und ehemalige Bundessprecherin der Grünen Jugend strebt einen sicheren  Listenplatz bei den Grünen für die Europawahl an, um sich auf EU-Ebene für mehr Gerechtigkeit  einzusetzen. Zuvor wird die 27-Jährige transnational und national auf Tour gehen und in fünf Ländern, darunter in Italien, Spanien und Polen, Ideen für eine moderne Steuer- Finanz- und Haushaltspolitik sammeln, die sie als Abgeordnete im Europäischen Parlament in die Umsetzung bringen möchte.


Wer bist du und was machst du bei JoinPolitics?

Ich bin Anna, 27 Jahre alt und Initiatorin von Fiscal Feminist Hub. Wir sind eine Plattform und ein Netzwerk für Menschen in ganz Europa, die Finanzpolitik feministischer, gerechter und sozialer gestalten wollen.

„Fiscal“ ist Englisch und meint „Fiskus“, also den Haushalt bzw. das Geld, das in diesem Fall die Europäische Union in einem bestimmten Zeitraum ausgibt. Wir wollen außerdem einen feministischen Blick auf Ökonomie, Wirtschaft und Finanzpolitik werfen. Geld ist zum größten Teil immer noch in den Händen von wenigen einzelnen Männern. Egal ob Staatschefs, Finanzminister oder eben die Menschen, die auch Finanzpolitik und Wirtschaftspolitik machen. Mit unserem Hub wollen wir europaweit mit Aktivist*innen, Wissenschaftler*innen, Politiker*innen und mit Menschen, die in besonders weiblich dominierten Bereichen arbeiten, Lösungen erarbeiten, wie Finanzpolitik alle Menschen mitnehmen kann. Außerdem kandidiere ich 2024 für die Grünen bei der Europawahl, um mich europaweit meinem Herzensthema – der Finanzpolitik –  widmen zu können. 


Was hat dich politisiert?

Ich bin in Freiburg aufgewachsen und das Atomkraftwerk Fessenheim lag direkt um die Ecke. Das empfand ich mit 13 Jahren schon als unheimlich beunruhigend. Ich wollte etwas dagegen unternehmen und bin deshalb jeden Montag auf Anti-Atomkraft-Demos gegangen. Ich war die einzige Jugendliche unter den ganzen Ü60-Jährigen, aber das hat mich nicht gestört. Dieser Zusammenhalt auf den Demos hat mich unheimlich politisiert und geprägt. Ich habe gemerkt: Ich will auch mitmischen. Mit 16 Jahren bin ich zur Grünen Jugend und später dann zu den Grünen gegangen. Seitdem habe ich unheimlich viel lernen dürfen. Zwischen 2019 und 2021 war ich Bundessprecherin der Grünen Jugend. Wenn es bei Podien oder in TV-Shows um Finanzen ging, war ich als junge, progressive Frau oft in der Unterzahl. Die älteren, eher konservativen Männer sprachen über veraltete ökonomische Modelle und ich merkte immer wieder: Diese alten Modelle werden den Herausforderungen und Krisen der letzten Jahrzehnte nicht gerecht. Ich suchte nach Antworten. Daher habe ich beschlossen, mich nach der Zeit als Bundessprecherin der Grünen Jugend auf meinen Master in Ökonomie zu konzentrieren. Es war mir wichtig, mehr über gerechte feministische Fiskalpolitik zu lernen und dieses Wissen jetzt anzuwenden.

Wofür brennst du?

Für eine Finanzpolitik, die Menschen mitnimmt und nicht über sie hinweg entscheidet. In politischen Diskussionen über Finanzen werden oft unverständliche Begriffe verwendet, die von der breiten Bevölkerung nicht verstanden werden. Deshalb ist es mein Ziel, Finanzpolitik für die Menschen verständlicher zu machen und lokale Debatten zu fördern, um Politik inklusiver und zugänglicher zu gestalten. Das stärkt auch unsere Demokratie. 


Was hast du aus Herausforderungen aus der Vergangenheit gelernt?

Manchmal empfinde ich Politik in Krisenzeiten als unheimlich ernüchternd. Gerade in der Corona-Krise hatte ich oft Ohnmachtsgefühle und dachte: Oh, das sind jetzt so große Krisen, wie können wir da alleine oder als Partei überhaupt gegen ankämpfen? Ich habe gelernt, dass es in Ordnung ist, in Krisenzeiten gelegentlich Ohnmacht zu empfinden. Wichtig ist zu wissen, dass man nicht alleine ist. Ich habe inspirierende Menschen, darunter Feminist*innen und Ökonom*innen kennengelernt, die mir Kraft geben und Lösungen bieten. Das gibt mir unheimlich viel Inspiration, weiterzumachen und im nächsten Jahr für das Europäische Parlament zu kandidieren. Weil ich weiß, dass Lösungen schon da sind. Sie müssen nur umgesetzt werden. 


Was wäre der Best-Case für dein Projekt in dem nächsten halben Jahr?

In den nächsten Monaten plane ich, mit Akteur*innen in ganz Europa eine Plattform zu schaffen. Dazu bin ich für mehrere Monate in Deutschland und Europa unterwegs, um mit verschiedenen Gruppen von Frauen zu sprechen – darunter Frauen in der Wirtschaft, im Pflege- und Erziehungsbereich, Wissenschaftlerinnen und Kommunalpolitikerinnen. Wir werden darüber diskutieren, welche finanzpolitischen Entscheidungen während und nach der Corona-Krise falsch waren und welche Lehren wir daraus ziehen können. Ab Dezember starte ich mit meinem Team eine transnationale Tour in fünf Länder, darunter Italien, Spanien und Polen, um Ideen für eine moderne Haushalts- und Finanzpolitikpolitik zu sammeln. Wir werden mit feministischen Streikbewegungen, Aktivistinnen und Menschen sprechen, die von Jugendarbeitslosigkeit betroffen sind, sowie mit Rentnerinnen, deren Renten nach der Finanzkrise gekürzt wurden. Aus diesen Gesprächen und wissenschaftlichen Erkenntnissen werden wir schließlich einen Forderungskatalog entwickeln.

Für das Jahr 2024 plane ich meine Kandidatur für das Europäische Parlament. In den kommenden Jahren möchte ich mit unserem Netzwerk Einfluss auf die Finanz- und Haushaltsverhandlungen in der EU nehmen und der Öffentlichkeit zeigen, dass Finanzpolitik nicht nur Zahlen betrifft, sondern tatsächlich das Leben der Menschen verändern und verbessern kann.

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