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“Die Arbeit an meinem Herzensthema hat mich optimal auf die Koalitionsverhandlungen vorbereitet” - JoinPolitics Alumna Birte Glißmann im Interview

Seit deiner Förderung ist etwas Zeit vergangen. Wenn du dich zurück erinnerst, was war für dich der schönste Moment?

Neben der Zusage, Teil von JoinPolitics zu sein, war es der Talent & Fellow Day. Aufgrund von Corona war es eines der wenigen Events, das zumindest teilweise in Präsenz stattfinden konnte. Und es war ein toller Start in die Förderung! Alle Fellows hatten überparteilich Lust, uns bei der Umsetzung unseres Herzensthemas konkret zu unterstützen.

Dein Herzensthema war/ist eine zukunftsfähige Polizei. Du konntest es sogar in die Koalitionsverhandlungen einbringen. Wie hat dir das Talentprogramm geholfen, deine Vision erfolgreich zu gestalten?

Für mich waren das Talentprogramm und die Arbeit an meinem Konzept “Beste Polizei” die optimale inhaltliche Vorbereitung. Ich hatte eine klare Agenda mit eindeutigen Zielen und Zwischenschritten vor Augen. Der Austausch mit den anderen Talenten hat mich auf argumentativen Gegenwind vorbereitet. Gleichzeitig konnte ich mich tief in inhaltliche Fragen einarbeiten. Wie ist die aktuelle Situation der Polizei? Wie ist sie ausgestattet? Wie ist die Polizei in anderen Bundesländern ausgestattet? Mein Beruf als Staatsanwältin hat mir zwar ebenfalls geholfen, weil ich z.B. Streifenfahrten begleiten konnte. Meine Vorbereitung durch die Initiative war im Hinblick auf die Koalitionsverhandlungen aber deutlich breiter und tiefgehender.

Wie hat dich die Community von JoinPolitics während deiner Förderung unterstützt? 

Durch Austausch und Expertise. Mit den anderen Talenten über meine “Beste Polizei” zu sprechen, hat mir neue Perspektiven eröffnet. Außerdem haben wir uns gegenseitig bestärkt und immer wieder Mut gemacht, wenn es Schwierigkeiten gab.

Beim Talent & Fellow Day habe ich dann meine Mentorin, Dorothea Störr-Ritter,  kennengelernt und gefunden. Sie hat mir geholfen, meine Ziele realistisch zu setzen und mir spannende Kontakte vermittelt. Meine größte Herausforderung war es allerdings, Ehrenamt, Wahlkampf, Beruf und Initiative unter einen Hut zu bringen. Da Dorothea als Landrätin und ehemalige Bundestagsabgeordnete die Doppelbelastung von Mandat und Wahlkampf selbst kannte, war ihre Unterstützung sehr wertvoll. 

Was zeichnet den Austausch mit anderen Talenten für dich aus?

Die Corona-Pandemie hat den Kontakt unserer Gruppe geprägt. Wir konnten uns viel seltener sehen als die folgenden Kohorten. Allein deshalb entwickeln sie sich als Gruppe anders und sind wirklich eng miteinander. Das finde ich super! Aber auch trotz Corona hatten wir von Beginn an eine tolle Gesprächsbasis! Das Miteinander in der Community und die überparteiliche Perspektive sind wirklich das Große, was JoinPolitics hier schafft.

Inzwischen bist du MdL und parlamentarische Geschäftsführerin bei der CDU-Fraktion im Landtag von Schleswig-Holstein. Wie gelingt es dir hier, Veränderungen voranzubringen? 

Als parlamentarische Geschäftsführerin hat man einen großen Gestaltungsspielraum, den man auch nutzen muss. Ich habe mich z. B. dafür eingesetzt, dass wir familienfreundlicher werden. In der Politik ist das für die Mitarbeiter*innen der Fraktion und die Abgeordneten oft noch ein großes Problem. Mit unserem Familienarbeitszimmer und mehr digitalen und hybriden Formaten wollen wir ein erstes Angebot schaffen. Der nächste Schritt wäre dann die Kinderbetreuung.

Man muss letztlich am Ball bleiben. Ist ein Thema weniger präsent und die Umsetzung schwierig, lohnt es sich, die Wiederholungstaste zu drücken. Es braucht einen langen Atem, manchmal muss man sich durchbeißen. Aber nach zwei Jahren im Amt kann ich sagen, dass es sich am Ende immer lohnt.

Bist du auf etwas besonders stolz?

Meine Wahl in den Landtag natürlich. Gleichzeitig ist es eine große Ehre, Parl. Geschäftsführerin zu sein. Darauf bin ich stolz, vor allem, weil ich das erste Mal gewählt wurde und neu in der Fraktion war. Die Fraktion hat sich zwar stark verjüngt, aber es ist ein großer Vertrauensvorschuss des Fraktionsvorsitzenden, mich für das Amt vorzuschlagen. Hier war mein ehrenamtliches Engagement hilfreich. Ich konnte zeigen, dass ich mitgestalten will und organisieren kann. Das zeigt, dass auch junge Frauen Chancen haben. Das Ehrenamt zahlt ungemein auf das eigene Konto ein, nicht erst das politische Amt.

Blicken wir noch einmal auf die Zeit deines Wahlkampfs: Welche 3 Tipps kannst du politischen Talenten für diese anstrengende Zeit mitgeben?

Erstens: Suche dir ein Team aus Menschen, die dir gut tun, die bereit sind, viel Zeit in deinen Wahlkampf zu investieren und die ehrlich zu dir sind. Es braucht einen Raum, in dem man offen aussprechen kann, was man denkt und sich reflektieren kann. Gleichzeitig baut das Team einen wieder auf, wenn etwas schlecht gelaufen ist. Allein kommt man schwer durch diese anspruchsvolle Zeit. 

Zweitens: Scheitern ist erlaubt! Nicht immer läuft alles wie geplant. Nicht immer wird man von 150 Menschen auf einer Wahlkampfveranstaltung bejubelt. Aber daraus lernt man. Was am Ende zählt ist, ein Angebot zu schaffen, zuzuhören und sachlich zu diskutieren. Das ist die Botschaft, die man den Wähler*innen sendet. Egal, wie viele Personen kommen und wie die Diskussion läuft.

Und drittens: Hab Spaß im Wahlkampf! Die Zeit ist ein Marathon und kein Sprint. Genau deshalb muss man zwischendurch eine “Gehpause” einlegen. Das heißt: Mit guten Freunden treffen und sich ablenken, um Kraft zu sammeln. Nur wer positive Momente schafft, wird den Spaß am Wahlkampf nicht verlieren. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Es lohnt sich.