22.4.2024
Die rund 11.000 Kommunen in Deutschland gelten als Herzstück unserer Demokratie. Nirgends ist Politik so unmittelbar und so greifbar wie hier. In der Kommunalpolitik werden Entscheidungen getroffen, die das Leben der Menschen vor Ort direkt beeinflussen. Wie weitreichend dieser Einfluss sein kann, zeigt sich besonders in Regionen, die von tiefgreifenden Veränderungen, wie etwa dem Strukturwandel, betroffen sind. Ein Beispiel hierfür ist die Lausitz, die in Deutschland den Süden Brandenburgs und Teile Ostsachsens umfasst. Um die Transformationsregion zukunftsfähig zu gestalten, kommt es auf den Einsatz und die Perspektiven der Menschen vor Ort an. Doch das Interesse an Kommunalpolitik sinkt, viele - gerade junge - Menschen verlassen die Region. Hinzu kommt, dass die AfD in vielen Orten Brandenburgs stärkste Kraft ist. Wie können demokratische Kräfte für politisches Engagement gewonnen und darin bestärkt werden, ihre Ideen für die Lausitz voranzubringen?
Mit unseren Political Impact Plan Workshops (kurz: PIP-Workshop) haben wir ein Format erarbeitet, das auch für Transformationsregionen konzipiert wurde, und Lust auf politisches Engagement machen soll. Gerade im Vorfeld der wichtigen Kommunalwahlen in Brandenburg ist es uns ein Anliegen, junge politische Talente parteiübergreifend durch Formate wie diese zu aktivieren. “Mit unseren PIP-Workshops vernetzen wir engagierte Personen und bieten ihnen Räume, um ihre politischen Herzensthemen zu entwickeln und zu konkretisieren”, sagt Philip Husemann, Co-Geschäfsführer bei JoinPolitics.
Vergangene Woche sind dafür knapp 25 junge politische Talente unserer gemeinsamen Einladung mit der Jungen Lausitz e.V. gefolgt und haben an unserem PIP-Workshop in Cottbus teilgenommen. Nach einer kurzen Einführung haben sie sich zunächst in Kleingruppen intensiv mit ihrem Herzensthema befasst: Was ist das Problem, das adressiert werden soll? Mit welchem konkreten Hebel (z.B. Gesetzesänderung, Kandidatur, Vereinsgründung) soll es gelöst werden? Welche Wirkung wird angestrebt und für wen? Welche Personengruppen könnten das Vorhaben unterstützen?
In der anschließenden Diskussion der Ergebnisse zeigte sich eine große Vielfalt der Themen, die die Teilnehmer*innen umtrieb: von Maßnahmen zur Stärkung der inneren Sicherheit mit Blick auf die Kriminalitätsstatistik, neue Ideen und Ansätze in der politischen Kommunikation, vor allem bei TikTok, über energiepolitische Fragen wie den Ausbau von Solaranlagen bis hin zur Bekämpfung von Diskriminierung an Schulen.
Bereichert wurde der Austausch durch Ricarda Budke, Mitglied des Brandenburgischen Landtags für die Region Oberspreewald-Lausitz und Laura Staudacher, JoinPolitics-Talent und Kandidatin für die Kommunalwahlen in Brandenburg. Beide setzen sich leidenschaftlich für ihre Heimat ein und kennen viele Herausforderungen durch ihr politisches Engagement nur zu gut. Konkrete Lösungsansätze für politische Probleme zu erarbeiten und junge Menschen dafür zu sensibilisieren, sieht Ricarda Budke MdL als richtigen Weg.
Auch Laura Staudacher sieht in den Perspektiven junger Menschen großes Potential für die Region. Mit der Unterstützung von JoinPolitics hat sie bereits das Netzwerk Junge Lausitz e.V. gegründet, um ihre Stimmen stärker im politischen Entscheidungsprozess einbringen zu können. Dazu hat die Junge Lausitz e.V. einen Ideenkatalog erarbeitet und fördert zudem 17 junge politische Talente mit “Booster-Stipendien” zu den Kommunalwahlen. Auch viele von ihnen haben am Nachmittag den Weg zum Workshop in Cottbus gefunden, um ihre politischen Ideen zu schärfen und die Zeit bis zur Wahl am 9. Juni zur optimalen Vorbereitung zu nutzen.
Hinter uns liegt ein Workshop voller Eindrücke und spannenden Gesprächen, die alle Anwesenden für die thematische Vielfalt in der Lausitz sensibilisierten und die Möglichkeit boten, kontrovers und aus verschiedenen Perspektiven zu diskutieren. Einige Teilnehmende haben bereits ihr Interesse bekundet, ihre Ideen in Demokratie-Initiativen oder Parteien zu tragen oder sich für weitere Förderangebote von JoinPolitics zu bewerben. Denn natürlich sollen die PIP-Workshops auch dazu dienen, politische Talente auf weitere Unterstützungsangebote aufmerksam zu machen, die essentiell sind, um den oftmals beschwerlichen Weg in die Politik auf sich zu nehmen.
Wir danken der Bundeszentrale für politische Bildung, die unser politisches Engagement in der Lausitz ermöglicht. Im Herbst folgen weitere Workshops. Dann veranstalten wir - so viel sei verraten - unsere PIP-Workshops im Rheinischen Revier und in Thüringen.