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Portrait einer Frau

Mutterschutz für Alle!

Johanna Röh

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Mutterschutz für alle

Johanna hat diese Ungerechtigkeit am eigenen Leib erfahren: Als selbstständige Handwerkerin hatte sie während ihrer Schwangerschaft keinen Anspruch auf den gleichen Mutterschutz wie Angestellte. Diese Tatsache brachte sie an den Rand der Existenznot. Als Reaktion darauf hat sie eine politische Initiative ins Leben gerufen und eine medienwirksame Petition mit über 100.000 Unterschriften erfolgreich durchgeführt. Die 35-jährige Johanna tritt nun auch als Sachverständige im Bundestag auf und plant den nächsten Schritt in die Politik.


Wer bist du und was machst du bei JoinPolitics?

Ich bin Johanna, 35 Jahre alt und Tischlermeisterin. Mein Herz schlägt für die Gleichstellung im Mutterschutz. Während meiner eigenen Schwangerschaft wurde mir schmerzlich bewusst, dass Selbstständige nicht denselben gesetzlichen Mutterschutz wie Angestellte genießen. Wir sind im Wesentlichen auf Krankengeld oder Krankentagegeld angewiesen, was bei der Familienplanung ein erhebliches finanzielles Risiko darstellt. Viele Betroffene müssen zwischen Selbstständigkeit und Familie wählen. Bei männlichen Kollegen ist die Situation anders, sie können Familie und Beruf problemlos vereinbaren. Schwangere sollten nicht gezwungen sein, ihren Beruf aufzugeben, nur weil sie Mütter werden. Gemeinsam mit anderen Handwerkerinnen und Betroffenen aus verschiedenen Branchen habe ich die Petition Gleiche Rechte im Mutterschutz für selbstständige Schwangere ins Leben gerufen, um diese Ungerechtigkeit zu beseitigen. Schwangerschaft sollte keine Existenzbedrohung darstellen und keine Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt zur Folge haben.


Was hat dich politisiert?

Ich hatte schon immer ein politisches Interesse. Besonders in meinem untypischen Beruf als Frau wurde ich mit unhaltbaren Situationen konfrontiert. Daher begann ich frühzeitig, gesellschaftliche Themen kritisch zu hinterfragen. Ich war aktiv bei Netzwerktreffen für FLINTA* im Handwerk. Aber erst die Erfahrung meiner eigenen Schwangerschaft hat mir klargemacht, dass ich jetzt handeln muss. Denn das, was mir und vielen anderen passiert ist, ist nicht normal. Die Gesetzgebung muss dringend geändert werden. Als Handwerkerin kenne ich mich in erster Linie mit Werkzeugen aus, Politik war für mich zunächst Neuland. JoinPolitics bietet mir die Möglichkeit, mich auszutauschen und zu vernetzen und unterstützt mich dabei, mein Ziel eines inklusiven Mutterschutzes umzusetzen.

Wofür brennst du?

Ich setze mich leidenschaftlich für Gleichberechtigung und Gleichstellung ein. Insbesondere im Handwerk ist es mir wichtig, dass Frauen* und Mädchen* denselben Raum haben und ihn genauso nutzen können wie Männer. Der gegenwärtige Status quo darf nicht beibehalten werden. Es geht nicht darum, uns Vorteile zu verschaffen, sondern um Chancengerechtigkeit – eine Wirtschaft auf Augenhöhe. Das ist vielen nicht bewusst. Deshalb fordere ich, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für alle Geschlechter gelten muss. Die Zeit scheint jetzt reif zu sein, weil wir einen Wandel des gesellschaftlichen Konsens erleben. Uns wird viel eher mit Verständnis begegnet, als noch vor 20 Jahren. Wir haben noch etwas Weg vor uns, aber ich habe einen langen Atem...


Was hast du aus Herausforderungen in der Vergangenheit gelernt?

Die größte Herausforderung für mich war der Mangel an finanziellen und persönlichen Ressourcen zu Beginn meines Engagements. Dass es finanzielle Einbußen geben würde, wenn ich in der Schwangerschaft und im Mutterschutz für eine Weile nicht arbeiten würde, war mir bewusst. Doch ich hatte nicht erwartet, dass es so schwer werden würde. Eine Petition ins Leben zu rufen erfordert zusätzlichen enormen Einsatz, den ich während meiner Schwangerschaft und nach der Geburt einfach nicht allein aufbringen konnte. Ich wollte sicherstellen, dass die Petition von vielen Menschen wahrgenommen wird und nicht als Randthema abgetan wird. Deshalb ging ich an die Öffentlichkeit und erzählte meine Geschichte auf Instagram, bat um Unterstützung. Und tatsächlich war das Feedback überwältigend. Viele konnten sich in meiner Situation wiedererkennen, hatten Ähnliches erlebt, dachten aber, dass sie alleine mit der Erfahrung sind und haben deshalb nie selbst die Initiative ergriffen. Das ist verständlich, denn man ist ständig damit beschäftigt, den Betrieb, das Kind und sich selbst über Wasser zu halten. Ich habe gelernt, wie wichtig Zusammenhalt ist, und im Laufe der Zeit hat sich ein großartiges Team gebildet.


Was wäre der ideale Verlauf für dein Projekt in den nächsten sechs Monaten?

In diesem Fall hat der Petitionsausschuss einstimmig und fraktionsübergreifend dafür gestimmt, meine Petition “zur Berücksichtigung” in die Regierung zu übergeben. Das ist das höchste Votum, das es gibt. Wir warten derzeit auf eine Stellungnahme vom Familienministerium, die eigentlich schon längst hätte erfolgen müssen. Es ist bedauerlich, dass diese noch aussteht, da dies zeigt, dass das Thema derzeit offenbar keine Priorität hat. Daher müssen wir zusätzliche Wege einschlagen, insbesondere durch den Kontakt mit Abgeordneten. CDU/CSU, SPD, FDP und Grüne haben alle Interesse gezeigt und halten das Thema für wichtig. Wir müssen weiterhin energisch auftreten und unsere Interessen beharrlich vertreten, um hoffentlich in den nächsten sechs Monaten einen Gesetzesentwurf zu erreichen.

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