Kerry Hoppe & Jannik Jürß
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Gründer*innen von Vote16
Die Corona-Pandemie hat auf dramatische Weise gezeigt, dass die Sorgen und Nöte der Generation U18 keine politische Beachtung finden, obwohl sie Steuern zahlt, Leben rettet, unser Land verteidigt - obwohl sie Verantwortung für sich und die Gesellschaft übernimmt. Kerry und Jannik fordern deshalb eine Absenkung des aktiven Wahlalters für Landtags, Bezirks- und Kommunalwahlen auf 16 Jahre in Bayern.
Wer seid ihr und was macht ihr bei JoinPolitics?
Kerry: Ich bin 21, und studiere Jura. Nebenbei bin ich als Reserveoffizieranwärterin bei der Bundeswehr. Ich habe früh angefangen, mich parteipolitisch zu engagieren und fand es mit 16 Jahren sehr unfair, dass ich mich zwar an Debatten zum Landtagswahlprogramm beteiligen kann, aber noch nicht mein Kreuzchen setzen darf. Deswegen mache ich gemeinsam mit Jannik ein Projekt namens Vote16, welches im Wege eines Volksbegehrens das Wahlalter ab 16 in Bayern durchsetzen möchte.
Jannik: Ich bin 26 Jahre alt und studiere auch Jura. Ich habe mich früh in der Schülervertretung und im Bereich der Politischen Bildung engagiert und gemerkt: Der Wille mitzugestalten ist da. Woran es fehlt, sind tatsächliche Möglichkeiten mitzuentscheiden. Das müssen wir ändern, auch zum Wohle unserer Demokratie.
Euer Weg in die Politik?
Jannik: Ich wurde durch die Debatte rund um die Schulreformen, G8, G9 in Schleswig-Holstein politisch aktiver. Wir wollten uns als Schüler*innen unglaublich viel einbringen, aber unsere Forderungen wurden nicht wirklich ernst genommen. Und das passiert leider häufig. Gerade in der Bildungspolitik geht es sehr viel um junge Menschen, aber junge Menschen können nicht mitentscheiden.
Kerry: Mich hat der US-Wahlkampf 2016 sehr stark politisiert. Ich bin Deutsch-Amerikanerin und kenne die USA mit ihren sozialen Disparitäten sehr gut und wollte mich einbringen. Aber ich war zu weit weg vom Geschehen, sodass ich in Deutschland politisch aktiv werden wollte. 2017 bin ich bei den Jungen Liberalen eingetreten. Ein weiterer Moment, der mich vor allem mit Blick auf das Thema Wahlalter geprägt hat, war bei der Bundeswehr. Nach der Grundausbildung bei der Bundeswehr legt man ein feierliches Gelöbnis ab. Dieser Eid gilt auf Lebenszeit und ich habe ihn damals noch mit 17 Jahren abgelegt. Und der deutsche Gesetzgeber denkt sich: Okay, du kannst den Eid auf unser Grundgesetz ablegen, der dich lebenslang verpflichtet, aber du darfst nicht wählen. Das passt doch nicht zusammen.
Kerry Hoppe & Jannik Jürß sind überzeugt: Der Wille, wählen zu gehen, sich in der Demokratie zu engagieren und sich für sie zu interessieren, steigt, je früher Menschen mit ihr in Berührung kommen. Gemeinsam setzen sie sich bei Vote 16 für eine Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre in Bayern ein.
Wofür brennt ihr?
Wir erleben in den letzten Jahren ein großes Bedürfnis der jungen Generation, politisch nicht nur aktiv zu werden, sondern tatsächlich mit wirklicher Stimmkraft wahrgenommen zu werden. Daher brauchen wir eine Absenkung des Wahlalters für Landtags- und Kommunalwahlen auf 16 Jahre. Dies erreichen wir durch eine überparteiliche Bewegung, die ihr Ziel durch ein Volksbegehren erreicht. Wir führen große gesellschaftliche Debatten darüber, warum sich Menschen nicht von der Politik abgeholt fühlen, ihr sogar misstrauen und die Wahlbeteiligung sinkt. Dabei zeigt die Studienlage ganz deutlich: Der Wille, wählen zu gehen, sich in der Demokratie zu engagieren und sich für sie zu interessieren, steigt, je früher Menschen mit ihr in Berührung kommen.
Was ist das Beste, was ihr im nächsten halben Jahr erreichen könnt und wie hilft JoinPolitics dabei?
Das Beste wäre, wenn wir am Ende dieser sechs Monate durchfinanziert sind, Strukturen geschaffen und ein wirklich festes Bündnis rund um Vote16 gebaut haben. Wir wollen ein gesellschaftliches Bewusstsein rund um die Wahlalter-Debatte schaffen und diese auch nicht nur zu einer Frage der Jugend erklären. Es sollte eine Frage sein, die alle in unserer Gesellschaft bewegt. Wir möchten, dass sich Menschen beim Gedanken an die Zukunft ihrer Kinder und Enkelkinder in der Frage des Wahlalters wiederfinden und ihnen diese politische Mitbestimmung zugestehen wollen. Es besteht aber die Gefahr, dass der mehrstufige Prozess vom Volksbegehren bis zum Volksentscheid scheitert. Deswegen ist es unser Ansatz, Vote16 möglichst professionell und breit aufzustellen. Wir wollen einen Großteil der Parteien, der Jugendorganisationen und der überparteilichen Organisationen mit ins Boot holen.
Wo steht ihr in fünf Jahren auf eurem politischen Weg?
Jannik: In fünf Jahren haben wir eine geänderte bayerische Verfassung, in der das Wahlalter ab 16 auf allen Ebenen integriert wurde. Wenn das in Bayern funktioniert, ist es auch skalierbar für andere Bundesländer. Auch sollte der Fokus stärker auf die Bundespolitik gerichtet werden. Da haben wir andere Instrumente, weil es keine basisdemokratischen Möglichkeiten wie Volksbegehren gibt.
Kerry: Ich möchte für die Landtagswahl in Bayern 2023 antreten. Nach einem intensiven Bundestagswahlkampf im vergangenen Jahr wollte ich bei der Landtagswahl nicht nur unterstützen, sondern als Direktkandidatin selbst die Themen nach Vorne bringen, die mich seit Jahren bewegen. Dazu gehört das Wahlalter 16, das wir in fünf Jahren hoffentlich schon in einigen weiteren Bundesländern neben dem Freistaat Bayern umgesetzt haben.
Was habt ihr aus schwierigen Phasen in der politischen Arbeit gelernt?
Im letzten Jahr haben wir in unserem Verband einen relativ großen Transformationsprozess angestoßen. Dabei haben wir unsere Basis, also unsere Mitglieder, nicht von Anfang an ins Boot geholt und viel vorgegeben, statt erst einmal zuzuhören. Das war eine Sache, aus der wir ganz viel gelernt haben, weil es nicht zu Ende gedacht war.
Für uns persönlich merken wir, dass wir stark zwischen Beruflichem und Privatem separieren müssen. Politik ist ein forderndes Business, in dem sehr viel Erreichbarkeit und viel Leistung erwartet wird. Wir müssen uns bewusst mehr Auszeiten nehmen und nicht alles, was Parteikollegen sagen oder Kritik, die geäußert wird, zu Herzen nehmen, weil es erst mal nichts mit uns als Menschen zu tun hat. Es ist enorm wichtig, da zu differenzieren.
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