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Portrait einer Frau

Die Kommune als Fundament der Demokratie

Lena Schwelling

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Initiative "Weil Zukunft vor Ort beginnt - gestalten statt verwalten"

Lena Schwelling mischt die Ulmer Kommunalpolitik auf. Denn sie weiß, dass vor Ort, in den Städten und Gemeinden, das Fundament unseres Staates und unserer Demokratie liegt. Lena hat ein Ziel: Die Ulmerinnen und Ulmer für Beteiligung zu begeistern und zu mobilisieren, um so gemeinsam die so notwendige Klimawende zu schaffen. In Veranstaltungen und Workshops vermittelt sie deshalb politisches Know-How und regt zur Teilhabe auf kommunalpolitischer Ebene an.

Wer bist du und was machst du bei JoinPolitics?

Ich bin Lena Christin Schwelling und bin 30 Jahre alt. Ich lebe in Ulm und bin hier seit 2014 Stadträtin. Ich habe einen Master in öffentlicher Verwaltung und bin beruflich für die kommunale Digitalisierung unterwegs gewesen. Das politische Ehrenamt begleitet mich schon mein halbes Leben und seit 2021 ist Politik auch mein Beruf: ich bin Landesvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Baden-Württemberg. Mit JoinPolitics will ich eine überparteiliche Bewegung in Ulm starten, die sich für ambitionierten Klimaschutz und mehr echte Büger*innenbeteiligung einsetzt.

Dein Weg in die Politik?

Das totale Klischee! Es waren verhungernde Eisbären. Ich war 15, als ich verstanden habe, dass Eisbären auf Grund der Klimakrise sterben. Es machte mich wütend zu sehen, wie der Lebensraum dieser Tiere immer weiter schrumpft und ihre Form der Jagd nicht mehr funktioniert. Ich fand das wahnsinnig ungerecht, dass die unschuldigen Eisbären die Leidtragenden eines menschengemachten Problems sind. Wenig später bin ich bei den Grünen beigetreten, in der Erwartung, die Welt zu verändern. Ganz fertig bin ich mit der Weltrettung noch nicht, aber Politik ist in den letzten 16 Jahren zu einem Teil meines Lebens geworden. Ich habe großartige Menschen kennenlernen dürfen und mit ihnen gemeinsam die Welt tatsächlich Stückchen für Stückchen besser gemacht. Und den Rest schaffen wir auch noch.

Wofür brennst du?

Ich bin seit 16 Jahren parteipolitisch aktiv, vor allem auf landes- und kommunalpolitischer Ebene. Die Kommunalpolitik wird oft unterschätzt, aber sie ist so zentral für die Veränderung der Wirklichkeit. Denn es ist zwar toll, Gesetze auf Landes- und Bundesebene zu schreiben, aber sie sind das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben stehen, wenn sie niemand vor Ort umsetzt. Wer wirklich was verändern will, kann das am besten vor der eigenen Haustür machen. Hier bekommt man die Auswirkungen der eigenen politischen Entscheidungen direkt vor Augen geführt. In einer Stadt wie Ulm habe ich einen engen Austausch mit den Bürger*innen. Dieser direkte Draht macht gute Politik erst möglich.

Ulms Kommunalpolitik stehen spannende Zeiten bevor: Im Dezember finden hier die Oberbürgermeister*innenwahlen statt und im Mai 2024 die Kommunalwahlen. Das will ich zum Anlass nehmen, um Menschen zu politisieren und für kommunale Themen zu begeistern. Die Ulmerinnen und Ulmer sollen ihre eigenen Ideen und Veränderungswünsche einbringen und umsetzen und ganz wichtig: selbst Verantwortung für ihre Stadt übernehmen, vielleicht sogar in Form eines politischen Amtes. Mit öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen und verschiedenen Modulen will ich einfaches Handwerkszeug für die politische Arbeit vermitteln. Dazu sind praktische Aktionen denkbar. Ein großes kommunales Zukunftsthema ist beispielsweise die Verkehrswende. Warum nicht mal zeigen, wie die aussehen könnte und einfach guerillamäßig einen roten Streifen auf eine Straße malen und als Radweg deklarieren? Veränderungen kommen nicht von alleine, wir alle müssen sie vorantreiben und darauf hab ich Bock.

Was hast du aus schwierigen Phasen in der politischen Arbeit gelernt?

Ich habe in der Regel sehr viel Spaß an meiner Arbeit. Zusammen mit anderen Menschen daran zu arbeiten, die Welt häppchenweise besser zu machen, motiviert mich sehr. Aber es gibt natürlich auch frustrierende Facetten, gerade als Frau in der Politik. Das möchte ich anderen Frauen gerne ersparen und deshalb gibt es das Boobcamp, das ich seit zwei Jahren mit Freundinnen organisiere. Auf den Namen sind wir bei einem Bier gekommen, also ein Bootcamp nur eben mit… Ihr versteht schon. Wir wandern einmal im Jahr mit Frauen, die teilweise noch nie in den Bergen waren, auf die Zugspitze. Verknüpft wird das mit Inputs zu Empowerment, Persönlichkeitsentwicklung und politischer Teilhabe. Es gibt einem einfach sehr viel Selbstvertrauen, wenn man es aus eigener Kraft auf den höchsten Berg Deutschlands schafft. Alle, egal ob Teilnehmerinnen oder Organisatorinnen, gehen immer sehr gestärkt nach Hause. Ich lerne daraus immer wieder: Gemeinsam können wir alles schaffen und ganz nach oben kraxeln, egal ob in den Bergen oder in der Politik.

Wo siehst du dich in fünf Jahren auf deinem politischen Weg?

Ich stelle mir vor, wie ich vom Rathaus zu einem Termin durch die Ulmer Innenstadt gehe, die sich schon stark verändert hat: Parkplätzen sind verschwunden, neue Bäume gepflanzt worden und auf vielen Dächern erzeugen Photovoltaikanlagen grünen Strom. Aus einem Fenster hängt ein Transparent, jemand verteilt Flyer und ein paar Gassen weiter hört man eine Demonstration – sich zu engagieren und einzumischen gehört in Ulm inzwischen zum guten Ton, genauso wie das ehrenamtliche Engagement und die aktive Beteiligung an der Kommunalpolitik. Ulm ist auf dem Weg zur Vorzeigekommune in Sachen Klimaschutz zu werden und das ohne wirtschaftliche Stärke eingebüßt zu haben, sogar ganz im Gegenteil: Durch die hohe Verfügbarkeit Erneuerbarer Energien siedeln sich neue, innovative Unternehmen in der selbstbewusste Bürgerstadt an. Und nicht zu vergessen die Zugspitze! Auf der stehe ich in fünf Jahren natürlich auch. Gemeinsam mit noch mehr tollen Frauen, die mit viel Leidenschaft und Freude die Gestaltung ihrer Städte oder Gemeinden selbst in die Hand genommen haben.

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