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Portrait eines jungen Mannes in weißem Hemd

Cybermobbing als Straftat anerkennen

Lukas Pohland

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politisch aktiv gegen Cybermobbing

Bedrohungen, Beleidigungen, Privates wird öffentlich: Zwei Millionen Schüler*innen in Deutschland sind von Cybermobbing betroffen. Auch Lukas Pohland hat ein Gefühl absoluter Ohnmacht erlebt. Aus eigener Betroffenheit gründete er deshalb den Verein Cybermobbing-Hilfe. Jetzt kämpft er dafür, dass Cybermobbing als Straftat im Gesetzbuch verankert wird. 

Wer bist du und was machst du bei JoinPolitics?

Ich bin Lukas, 18 Jahre alt und ich engagiere mich gegen Cybermobbing. Als 12-Jähriger war ich selbst von Cybermobbing betroffen und habe gemerkt, wie alleine und machtlos man sich in der Situation fühlen kann. Das wollte und will ich ändern. Für Betroffene ist das größte Problem, dass Cybermobbing zwar unter manche Straftatbestände wie Beleidigung oder Üble Nachrede fällt, aber als solches gar nicht im Strafgesetzbuch verankert ist. Deshalb muss das Strafrecht an das Digitalzeitalter angepasst werden. Zwar stand das Thema schon in dem einen oder anderen Koalitionsprogramm, kam allerdings nie zur Umsetzung. Als ich von JoinPolitics erfuhr, war mir klar: Wenn sich sonst niemand dem Thema annimmt, dann muss ich es selbst angehen und eine Gesetzesänderung auf Bundesebene anstreben. 


Dein Weg in die Politik? 

In der Schulzeit wurde ich gemeinsam mit einer Mitschülerin verbal und digital gemobbt. Andere haben uns bedroht, beleidigt und unsere Adressen im Netz veröffentlicht. Damals habe ich die Tragweite des Problems sehr deutlich erkannt und mir wurde klar, wie viele Menschen davon betroffen sind. Ein Jahr später habe ich einen offenen Brief an den nordrhein-westfälischen Landtag geschrieben, der unsere Forderungen an die Bildungspolitik in Nordrhein-Westfalen enthielt. Der Landtag hat mich daraufhin als Sachverständigen zu einer Anhörung berufen. Ich war damals 13. Die Politik signalisierte ihr Interesse, einen jungen, betroffenen Menschen zum Thema Cybermobbing sprechen zu lassen. Das hat mich bestärkt. 2018 habe ich dann den Verein Cybermobbing-Hilfe gegründet. Und jetzt fängt die politische Arbeit an! 

Wofür brennst du?

Zwei Millionen Schülerinnen und Schüler sind von Cybermobbing betroffen, Tendenz steigend. Das zeigt: Das Problem ist unheimlich groß. Cybermobbing bedeutet für Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene eine enorme psychische Belastung. Junge Menschen begleiten diese Erfahrungen oft unfreiwillig bis ins Erwachsenenleben und in den Berufsalltag. Deshalb sollte der Schutz von Kindern und Jugendlichen politisch viel mehr Aufmerksamkeit bekommen. Und zwar jetzt. Jeder und jede muss verstehen: Cybermobbing endet nicht an der Haustür. Täter*innen habe ich durch das Smartphone und den PC immer bei mir und kann nicht weglaufen.

Was ist das Beste, was du im nächsten halben Jahr erreichen kannst? 

Wir wollen in Werkstattgesprächen die einzelnen Fraktionen im Bundestag für das Thema Cybermobbing sensibilisieren und ein Problembewusstsein schaffen. Außerdem möchten wir einen konkreten Entwurf mit Politiker*innen und Jurist*innen erarbeiten, wie eine Strafnorm im Strafgesetzbuch aussehen könnte. Die Herausforderung wird sein, die unterschiedlichen Auffassungen zusammenzubringen. 


Wo stehst du in fünf Jahren auf deinem politischen Weg?

In fünf Jahren existiert die Strafnorm zum Thema Cybermobbing im Strafgesetzbuch. Im Idealfall gibt es diese schon am Ende der aktuellen Legislaturperiode. Da hört unsere Arbeit aber nicht auf. In Zukunft möchte ich mich mit einem Mandat für meine Themen stark machen. Ich bin gespannt, in welchem Umfang, wie und wo das geschehen kann. Es geht mir darum, eine echte Verbesserung für Betroffene zu erreichen. Das bedeutet auch, die richtigen Fragen zu stellen: Was hilft Menschen wirklich, die Hass, Hetze oder Mobbing im Netz erleben? Wie müssen sich Unterrichtsinhalte ändern, um Awareness zu schaffen? Wie können wir Lehrkräfte besser zum Thema Cybermobbing fortbilden? Auch die Justiz spielt eine wichtige Rolle, da durch die Etablierung eines Straftatbestandes  einiges vereinfacht werden kann. Denn: Eine Lehrkraft kann bei anonymen Nachrichten nicht ermitteln, wer dahintersteckt.


Was bedeutet für dich Scheitern (oder was hast du in den letzten Jahren gelernt?) 

Anspruch und Wirklichkeit in Einklang zu bringen. Politische Forderungen, die wir von außen stellen, sind nicht immer so einfach und schnell umsetzbar, wie wir uns das vorstellen. Wir stoßen immer mal wieder auf taube Ohren und das kann enttäuschend sein. 

Nach meiner Anhörung im NRW-Landtag ist zwar wegweisend etwas entschieden worden, aber dennoch wurden unterschiedlichste Punkte trotzdem nicht umgesetzt. Davon kann und darf ich mich nicht unterkriegen lassen, sondern muss immer weiter kämpfen und versuchen, das zu realisieren , was möglichst vielen Menschen helfen kann.

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